Einbecker Morgenpost
DASSEL. Die Herbstferien nutzte eine Studiengruppe der Paul-Gerhardt-Schule unter der Leitung von Detlef Hasse, um Rom zu »erpilgern«. Zu einigen Schülern der Leistungskurse Religion gesellten sich auch Kollegen. Im Vorfeld war klar, dass ein anspruchsvolles Programm ansteht, was diese Tour zu einer Bildungsreise werden ließ. Wer Rom kennt, weiß, dass sich in unvergleichlicher Weise Geschichte und besonderes Lebensflair verbinden: Enge verschlungene Gassen, kleine Bars, viele Touristen, Wäscheleinen zwischen den hohen alten Gebäuden, heruntergekommene Fassaden und italienisches Stimmengewirr. Ebenfalls dazu zählen Monumente aus der Antike und Kirchen, die die Auseinandersetzung der unterschiedlichen Glaubensinhalte im Gefüge der machtpolitischen Konstellationen widerspiegeln, aber auch Verkehrs- und Müllproblematik. An den ersten Tagen stand der Besuch von Kirchen im Vordergrund. Sachkundig wurde an Unterrichtsinhalte angeknüpft und auf kirchengeschichtliche Besonderheiten verwiesen. Die »Mutter aller Kirchen«, die Erzbasilika San Giovanni, ist die Kathedrale des Bistums Rom und eine der sieben Pilgerkirchen. Sowohl die Fassade als auch das Innenleben hinterlassen Eindruck. Der Innenraum ist geschmückt mit imposanter Deckenmalerei und kunstvollem Marmorfußboden. Eine weitere Basilika, Santa Maria Maggiore, verweist mit ihrem einmaligen und vollständig erhaltenen Mosaikschmuck einer frühchristlichen Kirche des vierten und fünften Jahrhunderts auf die Auseinandersetzung mit den Nestorianern. In der Santa Prassede wurde mit dem Mosaik der »Episcopa Theodora« auf das frühchristliche Verständnis von Kirchenamt und Priestertum verwiesen. Die Mittwochsaudienz des Papstes war ein interessantes Erlebnis. Mit Tausenden von Menschen nahm die Gruppe den Segen des Papstes entgegen und folgte dem Prozedere der Messe aufmerksam. Auch das »Schlüsselloch« auf dem Aventin nahm die Gruppe in Augenschein und bewegte sich dann stadteinwärts zum Tiber, um dort auf der Tiberinsel ein ungewöhnliches Ziel anzusteuern: Den Ausfluss der beinahe 2.600 Jahre alten »Cloaca maxima«. Sie war der erste Abwasserkanal der Welt und der Grundstein für viele weitere solcher Einrichtungen der Römer. Über die Hygienebedingungen im alten Rom verfasste Karl Schondorff eine Seminararbeit und berichtete als Ex-Schüler und begleitendender Teamleiter sachkundig darüber. Petersdom, Kolosseum, Pantheon, Forum Romanum, Katakomben und verschiedene Basiliken beeindruckten die Reise-Teilnehmer. Architektonische Vielfalt, historische Stätten und Veranschaulichungen vieler christlicher Motive gaben immer wieder Anlass, der Geschichte Roms nachzuspüren. Am Abreisetag wurde noch das »Ghetto embraico«, das jüdische Viertel, besucht. Seit 1555 waren die römischen Juden dazu verpflichtet, in dem abgegrenzten Bereich der Stadt zu leben. Erst im Jahr 1870 wurde es aufgelöst, die Menschen jüdischen Glaubens durften sich wieder frei in der Stadt bewegen. Zum Abschluss besuchte die Gruppe ein jüdisches Restaurant und lernte so koschere Speisen kennen. Es war eine Bildungsreise der besonderen Art, alle Teilnehmer waren dankbar für die sachkundige Reiseleitung von Detlef Hasse.
Einbecker Morgenpost vom 20./21. Oktober 2018