Sie fügt sich gut ins Gelände und ins Landschaftsbild ein, ist modern und wird den Anforderungen an heutigen Schulsport gerecht, kann aber auch auf andere Weise genutzt werden: Die Paul-Gerhardt-Schule in Dassel (PGS) hat eine neue Schulsporthalle erhalten. Bisher gab es auf dem Gelände des Dasseler Gymnasiums nur eine Einfeld-Halle. Für Sportarten mit mehr Platzbedarf ist in den vergangenen Jahren die Sporthalle der ehemaligen Rainald-von-Dassel Schule im Ortskern von Dassel genutzt worden – eine aufwändige Sache einerseits, ein Verfahren mit absehbarem Ende andererseits, denn diese Halle hätte über die Jahre sehr große Investitionen erfordert. Somit wurde die Entscheidung für den Bau einer eigenen Halle getroffen. Sie konnte Anfang September feierlich eingeweiht werden, in Verbindung mit der Amtseinführung und Einsegnung des neuen Schulleiters, Oberstudiendirektor Matthias Kleiner (die »EM« berichtete). Bernd Dralle, Sachgebietsleiter Bau beim Schulwerk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, erinnerte bei der Einweihung an das erste Gespräch über die Turnhalle, das er 2012 mit dem damaligen Schulleiter Gerhard Wittkugel geführt habe. Auf der grünen Wiese sollte sie entstehen, kein Betonklotz, sondern das Paulinum nebenan sollte die Formsprache vorgeben.
Gestalterisch waren für den Neubau folgende Aspekte gewünscht: die Orientierung des Haupteingangs zum Paulinum hin, eine große Tribüne für Gottesdienste, die hier gefeiert werden können, eine kleine für die Zuschauer von Sportbegegnungen und eventuell ein Gymnastikraum, der allerdings dem Sparzwang zum Opfer gefallen ist. Mehrere Architekturbüros wurden aufgefordert Ideenskizzen für die Lösung zu entwerfen. Das Büro Mosaik aus Hannover, vor kurzem übrigens auch Sieger des Architektenwettbewerbs zum zweiten Bauabschnitt des Einbecker Wissensquartiers, hatte den Entwurf abgegeben, der am besten überzeugen konnte. Mosaik habe die Holzbauweise vorgeschlagen, auf die man selbst nicht gekommen wäre, so Bernd Dralle. Weil die PGS eine Umweltschule ist, wurde bei der Vorplanung bereits darauf geachtet, wie man diesem Gesichtspunkt Rechnung tragen könne. Die empfohlene Holzbauweise erfüllt die Vorgabe der Nachhaltigkeit, und der Baukörper weist von einen guten Wärmedurchgangswiderstand auf. Für die Heizung war von Anfang an der Anschluss an das zentrale Wärmenetz vorgesehen, weil dort unter anderem ein Blockheizkraftwerk als umweltschonende Wärmequelle zur Verfügung steht.
Zwischen Vorgespräch und Planungsbeginn vergingen einige Jahre, im Herbst 2017 war es aber soweit. Im September 2018 wurde mit dem Bau begonnen, und jetzt ist die Halle fertiggestellt und offiziell eingeweiht worden. Die Zweifeld-Halle hat rund 1.740 Quadratmeter Grundfläche und 15.500 Kubikmeter umbauten Raum. Die Hallenfläche misst etwa 1.000 Quadratmeter. Die Halle hat eine lichte Höhe von sieben Metern.
Sie bietet eine Kletterwand, zwei Tribünen - einmal mit 300 Plätzen für Gottesdienste, einmal mit 60 Plätzen, beispielsweise für Handballspiele. Zusätzlich gibt es einen 60 Quadratmeter großen Unterrichtsraum. Ein Aufzug ist vorhanden, das Gebäude ist barrierefrei zugänglich und erschlossen.
Der Energiebedarf der Halle liegt um etwa vier Prozent unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung. Die Lüftungsanlage ist mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Ein Regenrückhaltebecken sorgt dafür, dass das Regenwasser in den Untergrund versickern kann. Das Vordach ist als Gründach ausgebildet. Der Haupteingang der Halle orientiert sich zum Schulhof des Nachbargebäudes hin. Über einen Nebeneingang ist das Gebäude auch von der Straßenebene her zu betreten. Die Halle fügt sich mit ihrer Holzfassade sehr gut in die Landschaft am Rand des Sollings ein und ihrer Holzfassade strahlt Natürlichkeit und Nachhaltigkeit aus.
Die tragenden Elemente in der Halle sind Leimholzstützen und zwölf Zentimeter starke Wände aus dreischichtig verleimten Fichtenbohlen. Die Decken der Räume (außer der Halle selbst) bestehen ebenfalls aus verleimten Holzplatten unterschiedlicher Stärke. In der Halle sind für die Stützen, Wände, Decken, Dachbinder und die Holzfassade insgesamt 444 Kubikmeter Fichtenholz verbaut worden, was einem Würfel mit 7,85 Metern Kantenlänge entspricht. Das Hallendach besteht aus Stahltrapezprofilen, die in einem frischen und leuchtenden Grün lackiert sind. Der Prallschutz aus gelochten Birkenholzplatten harmoniert mit dem hellen Sportboden und erzeugt eine warme Atmosphäre in der lichtdurchfluteten Halle.
In der Welt werde zuerst der Schlüssel überreicht, in der Kirche gebe es zuerst den Segen: Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track stellte Halle und die sie nutzenden Personen im Rahmen der Einweihungsfeier unter den Segen Gottes. Eine evangelische Schule lege Wert auf Sport und Bewegung, das halte den Körper gesund. Training mache Freude, auch ohne erste Plätze. Hier sollten sowohl Teamgeist als auch Ehrgeiz herrschen. Professor Kay Marlow als Vertreter des Architekturbüros Mosaik betonte, das Gebäude sei wunderbar gelungen. Es ordne sich in die Landschaft und das Schulgelände ein. Bauen mit Holz, wie es hier erfolgt sei, sei für die Umweltschule konsequent.
Viele Unwägbarkeiten habe es gegeben, aber auch viele Fachleute, so dass eine schöne Halle entstanden sei, stellte Bernd Dralle fest. Für die Landeskirche sei das die erste Sporthalle. Das Vorhaben habe etwas länger gedauert als gedacht, was zuletzt auch an Corona gelegen habe.
Erste offizielle Aktion in der neuen Halle war ein Torwandschießen unter Beteiligung des neuen Schulleiters.
Die Einbecker Morgenpost wünscht fröhliche und erfolgreiche Sportstunden und Veranstaltungen in der neuen Halle. ek/oh
Einbecker Morgenpost vom 25. September 2020
Fotos: Kondziella / O. Philipp (PGS)