PG-Schulleiter Matthias Kleiner lobt-Abiturjahrgang |Generation, die Verantwortung übernehmen kann
DASSEL. Am kommenden Montag, 19. April, starten an der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel die Abiturprüfungen mit dem Fach Geschichte. Zu den Prüfungen treten besondere Schüler an: Sie haben nicht nur Schule in Pandemie-Zeiten mit ganz besonderen Herausforderungen erleben müssen, sondern sind auch der erste Jahrgang nach der Wiedereinführung von G9. Das den Schülern in dieser Zeit abverlangte Maß an Selbstorganisation, Selbstdisziplin und nicht zuletzt Selbstmotivation übersteigt das ohnehin in der Vorbereitung Notwendige noch einmal erheblich. Den 87 Abiturienten zollt Schulleiter Matthias Kleiner deshalb große Anerkennung: »Sie haben es in hohem Maße geschafft, gelassen zu bleiben.«
Hervorragende Halbjahreszeugnisse
Im Zuge des G8, also des Abiturs nach zwölf Schuljahren, waren die Lehrpläne möglicherweise überhastet »entrümpelt« worden. Mit der Rückkehr zu G9 (Abitur nach 13 Jahren) wurden Anforderungen in der Oberstufe und der Abiturprüfung korrigiert. Nun würden wieder Fragestellungen diskutiert, die über reines Faktenwissen hinausgehen, sagt Kleiner. Es habe mehr Zeit gegeben für die Entwicklung der persönlichen Reife in der Schulgemeinschaft. Allerdings stellt der Schulleiter auch fest, dass es »überraschend viele« Schüler gegeben habe, die schneller oder zielgerichteter ins Leben kommen wollen. Die Möglichkeit besteht, dazu muss man allerdings aktiv werden.
Die Umstellung auf G9 begann mit dem Schuljahr 2015/2016. Der jetzige Abiturjahrgang hatte also mehr Zeit zum Lernen und Leben - wäre da nicht die Pandemie gekommen: Distanzlernen, Wechselunterricht, Homeschooling-Unterricht hat sich verändert. Kleiner zollt den Schülern Respekt, sie seien gelassen geblieben, hätten die Zeit genutzt, sich fit zu machen in Selbstorganisation. Das zeigten auch die »hervorragenden Halbjahresergebnisse«, die durchgängig im zweistelligen Bereich lägen.
Briefaktion zum Abschied
Als Grund könnte man natürlich fehlende Ablenkungsmöglichkeiten anführen. Partys, Treffen, Fahrten - alles fällt in Corona-Zeiten aus. Der Schulleiter zweifelt allerdings an, dass sich die Schüler aus purer Langeweile dem Unterrichtsstoff zugewendet haben. Sie hätten viel zusammengearbeitet, seien gut vernetzt, hätten vielleicht auch mal »getrickst«, aber auch das sei Bestandteil eines Lernprozesses, meint der Pädagoge.
Der Abiturjahrgang 2021 hat auch das Briefeschreiben wieder entdeckt und will sich mit einer Briefaktion verabschieden. »Klug und reif«, so schätzt Kleiner den Jahrgang ein.
Den unterrichtenden Lehrern, die den Herausforderungen des letzten Jahres mit Offenheit und Energie begegnet sind, zollt der Schulleiter ebenfalls Anerkennung. Sie hätten den Schülern Sicherheit im Umgang mit Methoden beigebracht. Gut vorbereitet kämen die Schüler aus der Krise, das notwendige Faktenwissen können sie durch Methodensicherheit richtig einordnen. Die Schüler fühlten sich von den Lehrkräften in schwerer Zeit gut begleitet, hat er in Gesprächen erfahren. Durch zielgerichtete Vorbereitung können sie entspannt und gut gerüstet in die Prüfungen gehen.
Die schriftlichen Abiturprüfungen werden an der PGS vom 19. April bis zum 11.Mai geschrieben. Am 19. und 20. Mai wird mündlich geprüft. Am 2. Juli soll die Ausgabe der Abiturzeugnisse erfolgen - in welcher Form das möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Glücklicherweise hat die PGS ja ein großes Außengelände.
Konzentriert und fröhlich
»Die durchweg konzentrierte und zugleich fröhliche Art und Weise, wie hier junge Menschen in Zeiten aufgeregter Diskussionen, allgemeiner Unübersichtlichkeit und mancherlei Befürchtungen positiv und energisch in die Zukunft schauen, die Herausforderung annehmen und ihren persönlichen Weg durch diese Zeit gestalten, verdient gesellschaftliche Beachtung und kann helfen, Zukunft als gemeinsame Aufgabe zu betrachten – eine Ermutigung, die unseren Dank verdient«, sagt der Schulleiter abschließend. »Hier wächst eine Generation heran, der man die Verantwortung übergeben kann.« sts
Einbecker Morgenpost vom 17. April 2021
Foto: Stöckemann