Von Pfeifen, Knöpfen und »den Dingern da unten«

27. Juli 2021

DASSEL. »Warum wechselt ein Organist vor dem Spiel die Schuhe?« »Was sind das für Knöpfe?« »Was machen die Dinger da unten?« » Wie (ver)stimmt man eine Orgel?« Es gab viel zu entdecken an den beiden Tagen, die das Internationale Orgelfestival »Vox Organi« speziell für Schüler vorgesehen hatte. In Kooperation mit der Paul-Gerhardt-Schule Dassel, an der er auch unterrichtet, präsentierte der künstlerische Leiter des Festivals, Professor Friedhelm Flamme, vor kurzem die Orgel der St. Laurentius-Kirche in Dassel als das technische Wunderwerk, das eine Orgel ist, und er beantwortete alle Fragen der jugendlichen Gäste aus allen Jahrgangsstufen von Klasse 6 bis 12. In mehreren, über beide Vormittage verteilten Blöcken hatten sich die Schüler in Klassenstärke, teilweise in Begleitung ihrer Lehrer, eingefunden. Auffallend war die gute Disziplin, gerade auch der Jüngeren, die die Vorführung teilweise regelrecht gebannt verfolgten. Nach anfänglichem Zögern waren schnell Neugier und Interesse geweckt, Finger reckten sich zahlreich in die Luft, um auf Fragen zu antworten und selbst Fragen zu stellen. Immer wieder lud Friedhelm Flamme auch zum Mitmachen ein, so zum Beispiel zum Ziehen der »Knöpfe«, also der Ton produzierenden Orgelregister, zum Treten auf die »Dinger am Boden«, die Pedale, oder  zum Hineinblasen in die kleinste kurzerhand zu Anschauungszwecken ausgebaute Orgelpfeife, die nach allgemeinem Bekunden solo »wie eine Hundepfeife« klingt. Auch ein planvolles Verstimmen einiger Register fand statt, um diese dann mit Hilfe musikalischer Ohren wieder in die richtige Stimmung zu bringen. Klassische Werke wie Bachs berühmte Toccata und Fuge d-Moll oder ein Praeludium von Dietrich Buxtehude fanden ebenso Eingang in die zwischendurch eingebauten Werkstattkonzert-Sequenzen wie das aus der Fernsehwerbung bekannte Adiemus von Karl Jenkins oder die Titelmusik der »Sendung mit der Maus«, die es zu erraten galt - Fehlerquote: null. Höhepunkt für die älteren Schüler war das vorsichtige Hineinklettern in den Korpus der Orgel, um das komplexe Instrument einmal von innen zu besichtigen. Nachdem zwei Veranstaltungen dieser Art bereits im vergangenen Jahr geplant waren und coronabedingt ausfallen mussten, kann man in diesem Jahr von einer außerordentlich geglückten Premiere sprechen. »Die Kooperation mit der Paul-Gerhardt- Schule hat hervorragend funktioniert«, so Friedhelm Flamme. »Ich danke meinen Kollegen. Veranstaltungen dieser Art für Jugendliche werden wir in Zukunft in jede Saison von »Vox Organi« einbauen.«

Einbecker Morgenpost vom 27. Juli 2021

Foto: dmb/»Vox Organi«