Paul-Gerhardt-Schüler erleben den »toten Winkel«

07. Oktober 2021

DASSEL. Die Fünftklässler der Paul-Gerhardt-Schule staunten nicht schlecht: Obwohl viele Schüler neben dem Laster standen, sah man vom Fahrersitz aus im Rückspiegel nichts. Auf Einladung der Schulsozialarbeit waren Stephan Ilse, Matthias Behrens und Laura Sinschek von der Polizeiinspektion Northeim an das Dasseler Gymnasium gekommen. Mit Unterstützung von Philip Maas und einem Lkw der Johanniter-Unfall-Hilfe verdeutlichte das Team eindrucksvoll die Gefahren des »toten Winkels«. Denn immer häufiger sorgen Unfälle für Schlagzeilen, bei denen Radfahrer und Fußgänger von Lkw- oder Busfahrern beim Abbiegen übersehen werden. Viele Zusammenstöße enden tödlich. Radfahrer müssen mit Auto-, Bus- und Lkw-Fahrern um den knappen Platz auf den Straßen kämpfen. Die meisten Unfälle gibt es im Kreuzungs- und Abbiegebereich, wo vor allem geradeausfahrende Radfahrer mit rechtsabbiegenden Lkw kollidieren. Jährlich kommt es zu rund 3.200 Zusammenstößen zwischen Radfahrern und Lkw. Dabei verlieren im Durchschnitt 70 Radfahrer ihr Leben und 660 werden zum Teil schwer verletzt. Das Problem: Wenn sie sich im toten Winkel befinden, sind sie trotz Außenspiegel nicht oder nur schwer erkennbar. Auch Fußgänger können dadurch überrollt oder unter dem Fahrzeug eingeklemmt werden. Viele dieser Unfälle ließen sich mithilfe elektronischer Abbiegeassistenten vermeiden, die den Lkw-Fahrer rechtzeitig vor der Kollision warnen. Nach einem Beschluss der EU- Kommission werden die Assistenten sowohl für Lkw als auch für Busse ab 2022 für alle neuen Fahrzeugtypen und ab 2024 für neue Fahrzeuge zur Pflicht. Noch aber ist der »tote Winkel« ein Problem. »Mit der Aktion wollen wir Schulkinder für das Thema sensibilisieren und mit dem Perspektivwechsel ihre Sinne schärfen«, verdeutlichte Behrens. Die Kinder nahmen auf dem Fahrersitz Platz und erlebten, was der »tote Winkel« bedeutet. Zuvor hatten sie sich bereits mit einem Videofilm mit dem Thema auseinandergesetzt. Fahrradfahrer und Fußgänger sollten sich immer deutlich vor einem Fahrzeug aufzustellen, rät die Polizei. An einer roten Ampel sollten sie besser hinter einem wartenden Bus oder Lkw warten. Wenn Fußgänger oder Radfahrer den Fahrer eines Busses oder Lkw nicht durch dessen Spiegel sehen können, werden auch sie nicht unbedingt gesehen. Bei unklaren Verkehrssituationen sollte man lieber auf das eigene Vorrecht verzichten, um Unfälle zu vermeiden.

Einbecker Morgenpost vom 07. Oktober 2021

Foto: Stöckemann