Digitales Lernen als-Chance sehen

18. Februar 2022

Großes Interesse am Webtalk mit dem Schulleiter der Paul-Gerhardt-Schule

DASSEl. »Beste Bildung zwischen Digitalisierung und Corona-Herausforderungen für die Schulen« lautete das Thema im ersten Webtalk dieses Jahres mit dem FDP- Landtagsabgeordneten Christian Grascha. Virtuell zu Gast war der Schulleiter der Paul- Gerhardt-Schule (PGS) in Dassel, Matthias Kleiner. Er stellte die Schule vor und ging dabei auch auf die Besonderheiten ein, die die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren für die Schule, Schüler, Lehrkräfte und das Schulpersonal mit sich brachte. Die PGS ist ein Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft; zurzeit werden dort etwa 800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

Die Profilbildung der PGS war stets ihr Markenzeichen in der Region. Förder- und Forderkonzepte und Projektorientiertes Lernen wurden durch vielfältige Aspekte der Persönlichkeitsbildung ergänzt. Medienerziehung war schon immer ein Thema des Gymnasiums. Dies kam allen in der Pandemie zugute. Laptop- und später iPad-Klassen machten es den Schülern leichter, das Homeschooling umzusetzen. Dies veranlasste die Gremien der Schule, nun ab Klasse 8 das digitale Lernen mit dem iPad konsequent für alle umzusetzen. Auch die stetig steigende Nachfrage nach iPad-Klassen verdeutlichte dem Kollegium die Notwendigkeit. Die technische Umsetzung ist fortlaufend. So gibt es seit 2014 WLAN in allen Klassenräumen. Der Digitalpakt konnte genutzt werden, um letzte vorläufige Lücken zu schließen. Sozial benachteiligte Familien werden durch den Lernfonds der Schule unterstützt. Hier ist der Bedarf deutlich gestiegen.

Corona sei und war eine ständige Herausforderung. Die fortlaufende Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen, vorgegeben durch die Politik, seien eine Herausforderung für alle Beteiligten. Didaktik und Methoden hätten sich verändert, die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schülern ebenfalls. Aber auch hier gebe es Gewinner und Verlierer. Die Schüler, die schon ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit hätten, lernten mehr und schneller. Diejenigen mit Tendenz zur »Anstrengungsvermeidung« oder die viel Unterstützung benötigten, würden abgehängt. Auch der sozial-emotionale Bereich sei hier nicht zu unterschätzen. Eine Folge sei, dass die Heterogenität größer werde. Auffällig waren vor allem die Lücken in den fünften Klassen. Hier wurde deutlich, dass die Jüngsten unter den Einschränkungen in der Schule besondere Nachteile hatten.

Die PGS als Schule in freier Trägerschaft habe zudem besondere Rahmenbedingungen. Die Unterfinanzierung sei ein Dauerthema. Fahrtkostenregelungen erschwerten in der Regel den Zugang zu den freien Schulen. An diesem Punkt appellierte der Schulleiter klar an die Politik vor Ort, gleiche Rahmenbedingungen für alle Schulen zu schaffen. Die PGS mit einem Einzugsgebiet bis nach Northeim und Uslar sowie mit einem Großteil von Schülern aus dem Landkreis Holzminden sei besonders betroffen. Positiv zu bewerten sei sicher, dass der Digitalpakt und die Startklar-Mittel für alle Schulen gelten würden. Dennoch seien die freien Schulen strukturell unterfinanziert.

Die Zuhörer und Gäste im Webtalk des Landtagsabgeordneten stellten interessiert Fragen zur Ausstattung der Schule und der Schüler sowie zur Umsetzung des digitalen Unterrichts. Aber die zunehmende Heterogenität, also die Bildungsunterschiede, wurde schon in anderen Bereichen mit Sorge beobachtet. Alle Fragen konnten dabei nicht beantwortet werden. Hier bot der Schulleiter an, auch im Nachgang zur digitalen Veranstaltung noch für Fragen zur Verfügung zu stehen.

Christian Grascha bedankte sich für die vielfältigen Informationen und stellte fest, dass Schule ein Dauerthema sei und die Pandemie aufgezeigt habe, wo anzusetzen sei und wo auch Chancen lägen. Wichtig sei, dass die Beschränkungen für Schulen und Schüler pandemiegerecht reduziert beziehungsweise fallen müssten, damit sich alle Beteiligten auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten und Schule wieder ein Erlebnis werden könne. Er sagte zu, sich auf Landesebene weiter für eine faire finanzielle Ausstattung für Schulen in freier Trägerschaft einzusetzen: »Die Benachteiligung dieser Schulen muss endlich enden. Alle Schüler sind uns gleich viel wert, und dies sollte bei den staatlichen Unterstützungsleistungen berücksichtigt werden, «

Einbecker Morgenpost vom 18. Februar 2022

Foto: FDP