Interview mit Constantin Schott

Constantin Schott (11A) hat 2019 beim Wettbewerb "Jugend forscht" auf Bundesebene erfolgreich teilgenommen: Sein Projekt mit dem Titel "Einsatz von Methoden künstlicher Intelligenz in der kephalometrischen Röntgendiagnostik" wurde mit dem ersten Platz in der Kategorie Mathematik/Informatik ausgezeichnet.

1) Wie bist Du zuerst auf die Idee gekommen, an Jugend forscht teilzunehmen?

Den ersten Berührungspunkt mit der Thematik hatte ich während des Forscherunterrichts an der PGS. In dem Profil, das man von der 5. bis zur 7. Klasse wählen kann, wurden verschiedene naturwissenschaftliche Themen über den normalen Unterrichtsstoff hinaus bearbeitet. Dort hat mir mein Lehrer, Herr Konietzko, das erste Mal von Jugend forscht erzählt. Heute, 5 Jahre später, bin ich sehr froh, damals direkt die Initiative ergriffen zu haben und zur erstmöglichen Gelegenheit am Wettbewerb teilgenommen zu haben.

2) Wie oft hast du bereits teilgenommen?

Seit meiner ersten Teilnahme vor vier Jahren habe ich jedes Mal wieder mitgemacht. Bevor ich dieses Jahr 15 Jahre alt geworden bin, durfte ich nur an der Junioren-Sparte von Jugend forscht „Schüler experimentieren“ teilnehmen. Das erste Mal hat mir so gut gefallen, dass mich der Forschergeist seit damals nicht mehr losgelassen hat!

3) Immer im Fach Mathematik/ Informatik?

Nein. Ich habe fast jedes Jahr das Themengebiet gewechselt, was für mich immer einen neuen Anreiz geboten hat.
Ursprünglich habe ich mit einem Versuch zum Zeitempfinden im Bereich der Arbeitswelt begonnen und gewann zunächst den Sonderpreis für die originellste Arbeit. Im zweiten Jahr nahm ich mit einem physikalischen Thema über Fließgeschwindigkeiten von Kugeln im Vergleich zu Menschen teil, mit dem ich den Landessieg erringen konnte. Erst seit letztem Jahr bin ich im Bereich der Mathematik/ Informatik tätig, mit einer Arbeit über das „Pancake Problem“! Damit bin ich ebenfalls Landessieger geworden.


4) Wie bist Du auf die Idee für dein Thema zum diesjährigen Wettbewerb gekommen?

Die Problematik der aufwendigen Röntgenbildanalyse ist mir aus der Praxis meiner Eltern sehr gut bekannt. Dort und in allen anderen Arztpraxen müssen die Röntgenbilder händisch einzeln ausgewertet werden. Da kam bei mir sehr schnell die Frage auf, ob man das nicht automatisieren könnte. So wurde mein Thema geboren, mit dem ich mich zuerst nicht mit Jugend forscht im Hinterkopf, sondern vielmehr aus reinem Interesse beschäftigt habe. Es ist ein hoch brisantes und interessantes Problem, mit dem ich mich sehr gerne auseinandergesetzt habe!

5) Wie arbeitsaufwendig war das für Dich, wie ist der zeitliche Rahmen?

Die Idee selbst kam mir erst Anfang November. Ende November muss die Arbeit angemeldet und Anfang Januar eingereicht werden. Ich war –wie jedes Jahr- sehr spät dran. Dann habe ich mich aber wirklich Tag und Nacht damit beschäftigt. Die eigentlichen Experimente wurden erst nach Weihnachten durchgeführt, als mir dann auch die nötige Hardware zur Verfügung stand. Zwischen den Jahren ist dann auch meine Arbeit entstanden. Also vom Zeitrahmen her eher sehr kurz, aber sehr sehr intensiv! Ich hatte so viele Ideen, dass ich bis zur Abfahrt nach Chemnitz programmiert habe…

6) Wie kommt man zum Bundeswettbewerb?

Alle Jungforscher einer Region treffen sich bei dem Regionalwettbewerb in ihrer Nähe. Für mich fand der Regionalwettbewerb in Hildesheim statt. Dort stellten 40 andere Jungforscher in allen Fachgebieten ihre Arbeiten vor. Erst wenn man dort gewinnt, wird man zum Landeswettbewerb zugelassen, wo die Regionalsieger aller Regionalwettbewerbe Niedersachsen gegeneinander antreten. Der Landeswettbewerb fand vom 18. bis 20.3 in Clausthal-Zellerfeld statt. Geht man auch aus diesem Wettbewerb siegreich hervor, qualifiziert man sich damit für die Teilnahme am Bundeswettbewerb. Der Bundeswettbewerb wurde dieses Jahr in Chemnitz ausgetragen. Dort werden dann aus den Landessieger aller Bundesländer die Bundessieger ermittelt. In meiner Sparte, Mathematik/ Informatik, waren es insgesamt 18 Projekte.

7) Wie waren die Juroren und wie läuft eine Prüfung ab?

Auf den verschiedenen Wettbewerbsstufen gibt es zwischen 2 bis 4 Juroren. Diese habe die eigene schriftliche Ausarbeitung von 15 Seiten gelesen und begutachten am Wettbewerbstag den Stand jedes Jungforschers. Am Stand präsentiert jeder Jungforscher sein Projekt mit Plakaten und Exponaten. Nach einem kurzen Vortrag des Jungforschers diskutiert die Jury mit dem Jugendlichen über seine Arbeit. Eine Jurybefragung dauert zwischen 25 und 40 Minuten. In der Jurybefragung gab es auch durchaus Fangfragen, die scheinbar nebenbei gestellt wurden.

8) Welche Kriterien gibt es für die Beurteilung?

Die Jurys legen verschiedene Bewertungskriterien an. Grundsätzlich zählt sowohl die schriftliche Ausarbeitung als auch die Präsentation am Stand. Besonders geachtet wird auf den Eigenanteil des Jungforschers an seiner Forschungsarbeit, also seinem Eigenantrieb, der Durchdringung des Themas und der Identifikation mit dem Thema. Bei einem Wissenschaftswettbewerb wie diesem ist natürlich die sog. „wissenschaftliche Exzellenz“ besonders entscheidend für die Jury.

9) Wie war das Rahmenprogramm? Hast du interessante Begegnungen gehabt?

Besonders beim Bundes- aber auch beim Landeswettbewerb gab es ein attraktives Rahmenprogramm. Dabei konnte man neben dem Austragungsort auch die Juroren, lokale Wissenschaftler und andere Jungforscher kennenlernen. Der Austausch mit anderen Teilnehmern war besonders interessant, da dort, ganz ab von allem Wettkampf, zwanglos Ideen und Tipps ausgetauscht wurden. Das war spannend, interessant und hat mir vielen neue Anregungen und Ideen gegeben. Die Bundessieger bleiben als Alumni lebenslang in Kontakt und werden jährlich als Ehrengäste zu den Bundeswettbewerben eingeladen.

10) Wie lief die Preisverleihung ab?

Beim Bundeswettbewerb hat nach der Eröffnung zuerst der Bundespräsident eine Rede gehalten, in der er auf den Forschergeist und die Wichtigkeit der Förderung von MINT-Talenten einging. Anschließend wurden aus allen Fachgebieten die fünften, anschließend die vierten, dann die dritten und zweiten Plätze auf die Bühne gerufen und gewürdigt. Nach einem kurzen Show Act wurden einzeln die Verleiher der Preise auf die Bühne gebeten, die dann für die einzelnen Fachgebiete die Bundessieger aufriefen und eine Laudation hielten. Bei meinem Bundessieg wurde die Laudatio von Herrn Prof. Neugebauer, Vorsitzendem der Fraunhofer Gesellschaft, gehalten.
Die gesamte Preisverleihung kann man sich im Internet unter „Jugend forscht Bundeswettbewerb Filme“ ansehen.

11) Wie geht es für Dich weiter?

Neben dem Bundessieg habe ich auch eine Einladung zum European Union Youth Science Contest (EUYSC) erhalten. Dieser weltweite Jungend Forschungs-Wettbewerb findet im September in Sofia in Bulgarien statt. Dort darf ich als einer von 3 Bundessiegern Deutschland vertreten. Darauf bin ich sehr gespannt, auch meine Arbeit auf Englisch vorstellen zu dürfen. Hier kommt mir hoffentlich unsere Bili-Klasse zugute!
Abseits davon bin ich auch zu Veranstaltungen der Deutschen Forschungsgesellschaft DFG und im September auch ins Bundeskanzleramt zur Vorstellung meines Projektes für die Bundeskanzlerin eingeladen.  

12) Welches Resümee ziehst Du aus Deinen Jugend forscht-Erfahrungen? Hat Jugend forscht Dein Leben bereichert?

Jugend forscht war für mich eine einmalige Möglichkeit meine Interessen abseits aller schulischen Thematiken auszuleben. Man lernt unglaublich viel bei der Beschäftigung mit wissenschaftlichen Themen und das Beste ist- es macht auch wirklich Spaß. Insgesamt war und ist Jugend forscht die beste Möglichkeit als naturwissenschaftlich interessierter Jugendlicher seine Perspektive zu erweitern, Gleichgesinnte zu treffen, wichtige Tipps zu erhalten, seine Ideen zu verfolgen und am Ende tatsächlich etwas zu verändern. Jugend forscht ist als Bühne und Anlass für all dies wichtig, einmalig und eine Bereicherung für Deutschland und für alle Teilnehmer!

13) Was kannst Du MINT-Fächer interessierten Schülern raten?

Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme an Jugend forscht, ist sich ein Thema auszusuchen, was einem wirklich Spaß macht, womit man sich auch persönlich identifiziert und mit dem man sich (am besten) immer schon einmal beschäftigen wollte. Herr Dr. Winkler, mein Betreuungslehrer für Jugend forscht, weiß, dass ich immer Themen weiterverfolgt habe, die 100% selbst erdacht waren. Neben der Begeisterung für das Thema ist auch das Durchhaltevermögen ganz essenziell. Nicht nur während der Beschäftigung mit der Thematik, nicht nur beim Forschen selbst, sondern auch beim Wettbewerb ist es wichtig mit Rückschlägen richtig umzugehen und wieder Spaß am Nachdenken und Problemlösen zu finden. Aber der wichtigste Kerngedanke wurde dieses Jahr von Jugend forscht selbst in dem Jahresmotto definiert: „Frag nicht mich- Frag Dich!“ – die Neugier und die Eigeninitiative!


Für die Schüler der PGS kann ich Folgendes anfügen:
Die PGS bietet viele „Bühnen“, Möglichkeiten, sich über den Schulalltag hinaus zu engagieren. Macht alles mit, was ihr könnt! Theaterspielen, Poetry Slam, Jugend Debattiert, E-Twinning, Bili-Klasse, Jugend forscht! Jeder Wettbewerb bringt zusätzliche Erfahrungen, die man zu gegebener Zeit einsetzen kann. Wettbewerbs-Erfahrung und Bühnenpräsenz lernt sich nur, wenn man sich den Herausforderungen stellt.
Also: Traut euch, werdet aktiv!